PROJEKTTAGEBUCH
Auf dieser Seite kannst Du die Entwicklung des Projektes mitverfolgen und auch eigene Beiträge, Äußerungen, Ideen über die Seite Kontakt beisteuern. Deine Beiträge werden nicht automatisch veröffentlicht! Das Projekttagebuch beginnt ganz unten mit der Bewilligung der Fördermittel durch die Stadt und den Landkreis Osnabrück. Die neuesten Beträge sind also oben, die ältesten unten.
Ausstellungsvorbereitung. Die Platten durchgängig mit weißen und schwarzen Stacheldrahtstreifen versehen.
Noch zwei weitere Platten für die Reaktionen der Ausstellungsbesucher*innen vorbereitet. Vielleicht findet sich noch eine historische Schreibmaschine.
Juli
Bevor alle in der Sommerpause verschwinden, noch ein Treffen im Atelier. Die Ausstellungsstücke sind zum großen Teil fertig. In der Gruppe noch ein paar gute Ideen entwickelt, zum Beispiel eine Wand mit Äußerungen zur Ausstellung auf kleinen Zigarettenpapieren.
Während der Ausstellungslaufzeit wird das Buch "Widerstand im Osnabrück der NS-Zeit 1933 -1945 36 Schicksale" erscheinen.
Termine für eine Fahrradtour zum Projekt, Lesungen oder Ausstellungsgespräche sollen hier unter Aktuelles, in der Osnabrücker Rundschau und in der Tagespresse erscheinen.
Das Projekttagebuch und der Flyer sind da. Beruhigend.
.....und seinen Namen gemalt. Der Urenkel, den Martina zufällig an Brandts letztem Wohnort in der Wiesenbachstraße kennengelernt hatte, konnte leider nicht mitkommen. Außerdem .......
...Friedel Hetling, die hier am 1. Mai 1933, auf einer heimlichen Kundgebung vor Freunden und Genossen eine Rede hielt und prophezeite, dass "....die Naziherrschaft einen Weltkrieg auslösen werde.."
Hans Fallada erzählt die wahre Begebenheit eines Ehepaares, die hunderte von kleinen Karten mit antinazistischen Aufrufen, zumeist in Berliner Bürohäusern, hinterlassen......
...genauso wie andere Widerstandskämpfer*innen, die die Gesangsbücher, die in Kirchen ausliegen, benutzt haben, um ihre Gedanken zu verbreiten.
Mit Martina Sellmeyer am Hüggel in der Nähe des Augustschachts den Namenszug Henry Brandt gestempelt......
Juni
Aktion am Hüggel, in der Nähe des Augustaschachtes.
Ausserdem Gespräch mit Meggie und Bernd, die auf das Buch "Jeder stirbt für sich allein" von Hans Fallada aufmerksam machen. Einen Zettel zu hinterlassen, die gleiche Technik wie die Zettel in den Gesangsbüchern. Was für ein Risiko - was wäre passiert, hätte jemand gesehen, dass ein Zettel in ein Gesangsbuch wurde? Und was war mit demjenigen, der diesen Zettel finden würde? Den Zettel im Buch lassen? Aber hat vielleicht der Banknachbar etwas davon mitbekommen? Wäre der Finder als der Urheber verdächtigt worden? Und der Beobachter? Konnte er sicher sein, dass es nicht einem Dritten aufgefallen ist, was da passiert ist? Er zum Mitwisser werden würde?
.......und Osterkappeln Namenszüge mit "Wer war......?" hinterlassen. Am helligten Tage. Einige Autofahrer werden sich gewundert haben.
Fritz Bringmann, der als 17jähriger in Lübeck "Nieder mit Hitler" auf ein Dach geschrieben hatte, mit Gefängnis bestraft wurde, der in Sachsenhausen und Neuengamme inhaftiert war. Als Häftling der Osnabrücker SS-Baubrigade weigerte er sich später, kranken Mithäftlingen Zyklon B zu spritzen, rette damit vielen von ihnen das Leben.
Ein Treffen mit Martin Sijes aus den Niederlanden, der die Petition zur Namensgebung der Villa Schlikker mitformuliert hatte, mussten wir absagen - kein Wind aus Westen und damit hätte die Aktion ja keinen Sinn.
Die Zettel mit den Namen von Lissy Rieke, Babette Altmühl und anderen versehen, mit Widerstandskämpfer*innen, die in Beziehung zu Aktionen aus den Niederlanden hatten.
Der Wind aus Nordwest lässt die Ballons entlang der Grenze schweben, bei Enschede über die Grenze fliegen.
An der Unterführung Bremer Brücke Alida Jans gestempelt.....
...und bei den letzten beiden VfL-Spielen gehen tausende Fans daran vorbei.
In Bramsche.....
Mai
Noch ein paar Aktionen im Landkreis. Mit dem Koffer in Bramsche und Osterkappeln gestempelt und auch einige Namenszüge gemalt.
Treffen mit Hartmut Böhm, gleich hinter der deutsch-niederländischen Grenze bei Gildehaus, um Luftballons steigen zu lassen. Das Heliumgas gesponsert von der Osnabrücker Firma FIP, der Firma des Osnabrücker Altoberbürgermeister, der maßgeblich den Bau des Libeskindmuseums für Felix Nussbaum in die Wege geleitet hat.
März / April
Die Wippe für die Dachbodenfenster gebaut. Auf einer Seite Flugblätter, auf der anderen Seite ein Eimer mit Sand. Die ganze Konstruktion mit einem Fensterrahmen versehen, als Illusion für die Ausstellung im Augustaschacht. Test am Heger Tor und auch an der eingerüsteten Villa Schlikker, dem ehemaligen "Braunen Haus".
War die ganze Konstruktion aufgestellt, konnte derjenige, der sie installiert hatte, verschwinden, und nach ein paar Minuten kippte die Wippe und die Flugblätter flogen auf die Straße.
Auch hier wieder die Frage nach der Geheimhaltung. Was konnte nicht alles Verdächtiges auffallen! Mit der ganzen Apparatur auf einen Dachboden zu steigen. Unentdeckt zu bleiben. Und was wurde aus den Hausbewohner*innen aus deren Haus die Flugblätter herausflogen? Würden sie nicht auch verdächtigt werden? Was für eine Suppe brockte derjenige, der die Wippe installiert hatte, diesen Menschen ein? Ungewollt wurden auch sie verdächtig.
31. Januar
Die erste Stempelaktion, nachts, im Dunkeln. Der Koffer funktioniert gut. Die Bahnunterführungen an der Feldstraße und der Buerschen Straße. In den nächsten Tagen die Unterführungen im Arbeiterviertel Schinkel abklappern, wenn es wärmer und trockener wird, auch die Zebrastreifen in der Innenstadt.
Ein merkwürdiges Gefühl, hier in absoluter Sicherheit eine damals höchstgefährliche Aktion nachzustellen. Passanten und Jogger kommen vorbei. Manche schauen verwundert auf die Videocamera, gehen aber bei diesem nasskalten Wetter weiter.
In dieser sicheren, aber doch ungemütlichen Situation stellen sich plötzlich Fragen, was damals alles zu bedenken war: Was denn, wenn man unterwegs Bekannte getroffen hätte? "Wohin soll es denn gehen?" oder "Was haben Sie denn da für einen schweren Koffer?" Hier habe ich Farbe, abwaschbar, mit Bier gebunden, die nach ein paar Tagen abgetragen ist oder im Regen weggewaschen wird. Was kann mir passieren? Nix - und worum ging es damals?
Die Dose musste stabil im Koffer befestigt werden und zugleich mit einigen innenliegenden "Säulen" versehen werden, damit auch die mittigen Buchstaben gut abgedruckt wurden. Das Ganze war ein ziemlich zeitaufwendiges Verfahren.....
....und bei der Arbeit stellte sich immer wieder die Frage, wie und wo denn in der NS-Zeit jemand einen solchen Koffer völlig unbemerkt herstellen konnte. Würde jemand zufällig in die Werkstatt kommen, musste der Koffer und alle dafür verwendeten Materialien ja augenblicklich verschwinden können. Schloss sich jemand für diese Arbeit selbst ein, konnte das ja auch schon Verdacht erregen. Diese Vorstellungen traten während der Arbeit am Koffer immer wieder auf.
Mit Anton Sierp und Alida Jans habe ich zunächst die kürzesten Namen für den Kofferstempel gewählt. Die Tupperdose..................
......wurde durchbohrt und der Schaumgummistempel unter die Dose genäht.
Wichtig war, die richtige Konsistenz der Farbe zu finden. Ausserdem ein umweltfreundliches Bindemittel, zum Beispiel Bier und ebenso umweltfreundliches Pigment, zum Beispiel Kreide. Am besten eignete sich schließlich mit Wasser verdünnte Fingerfarbe, mit der selbst kleine Kinder arbeiten dürfen. Das dürfte ungefährlich sein.
Projekttagebuch
Die Stadt Osnabrück hat unseren Projektantrag bewilligt. Hier unter Aktuelles veröffentlichen wir Fotos und Texte zum Verlauf des Projektes. Im Herbst werden wir eine Ausstellung im ehemaligen Arbeitserziehungslager Augustaschacht präsentieren.
Hier ein Foto von der ersten Stempelaktion mit dem Koffer an der Bahnunterführung Limberger Straße am 31. Januar.